Recht zu Leben!

 

Die Autorin an die Leser.
(Jutta Anita)

Dieses ist eine aufrichtige Seite. Wie meine anderen seiten, die ich geschrieben habe.
Es Kündigt dir zum Eingang an, daß ich damit keine andere als eine private und persönliche
Absicht verfolgt habe; es war nicht mein Bestreben,
dir zu dienen oder mir Ruhm zu verschaffen: zu solchen Beginnen reichen meine Kräfte nicht aus.
Ich wollte es meinen Freunden zum gefallen tun: Wenn sie mich verloren haben,
können sie darin einige Züge meiner Lebensart und Gemütsart wieder finden und um so
Vollständiger und lebendiger ihre Kenntniss von meiner Person bewahren.
Wäre es mir um den Beifall der Öffentlichkeit zu tun gewesen, ich hätte mich mit
entliehenden Vorzügen geschmückt oder mich von meiner besten Seite gezeigt.
Ich will aber, ohne Kunst und ohne Anstrebung;
den ich schreibe über mich selber. Meine Fehler, meine Unvollkommenheiten,
mein innerestes Wesen wird man abgebildet finden, soweit es die Schicklichkeit erlaubt.
  Hätte ich in einer jener Nationen gelebt, die noch, wie es heißt, die sanfte Freiheit der ersten Naturgesetze gennossen, So bin ich, mein Leser, selber der Gegenstand meiner Seite
es gibt keinen Grund, weshalb du deine Muße auf ein eitles und nichtiges Thema wenden solltest.

 

 

Von der Gewohnheit

Die Gesetze des Gewissens, von denen wir meinen, sie stammten aus der Natur,
sind Kinder der Gewonheit. Ein jeder hält für sich die Auffassungen und die
 Sitten hoch, die um ihn her gebilligt und als gültig  anerkannt werden;
er kann sich ihnen nicht ohne Gewissenbisse entziehen, sich ihnen ohne Beifall fügen.
Die Hauptsächliche Wirkung ihrer Macht besteht jedoch darin, uns der Gestalt
zu ergreifen und einzunehmen, daß wir kaum noch die Kraft haben, uns ihnen
zu entziehen und in uns selber zurückzukehren, um das Für uns das Wider
ihre Weisungungen zu bedenken. Da wir sie nähmlich  unserer Muttermilch
einsaugen und sich das Anlitz der Welt und zuerst in diesem Aussehen
darstellt, scheinen wir dazu geboren zu sein, dieser Bahn zu folgen.
Und die gewönlichen Vorestellungen, die wir um uns annerkant und mit dem
Samen unserer Väter in uns eingepflantzt finden, dünken uns allgemein und
natürlich. Daher glaubt man von dem, was nicht in Rahmen der Gewonheit ist,
es sei auch nicht in Rahmen der Vernuft; Gott weiß, wie sehr gerade dies
zumeist der Vernuft widerspricht! Man nimmt aber den Rat und die Lehre der
Wahrheit an, als gälten sie nicht einem  selbst, sondern nur dem  gewöhnlichen
Volk; und statt sie dem eignem Lebenswandel aufzuprägen, prägt man
sich törichter - und unzützerweise seinem Gedächtnis ein.
Was aber die Herrschaft der Gewohnheit betrifft, so halten die Völker, die zur
Freiheit und zur Selbstregierung erwachsen sind ,jede andere Staatsform für
ungeheuerlich und widernatürlich. Diejenigen, die sich der Monarchi unterziehen,
halten es ebenso ; und welch einfache Veränderung ihnen das Glück auch anbietet,
sie haben selbst dann, wenn sie sich mit der größten Mühe eines Lästigen Gebieters entledigt haben, nichts eiligeres zu tun, als mit ebensolcher Mühe einen anderen einzusetzen, weil sie sich nicht entschließen können, das Regiement zu hassen.
Dank der Vermittlung der Gewohnheit ist ein jeder mit dem Ort zufrieden, an den die Natur ihn gesetzt hat; Die Gewohnheit entzieht unserem Blick
das wahre Anlitz der Dinge. Wer aber versucht, sich des mächtigen Vorurteils der
Gewohnheit zu entledigender wird manches finden. diese Betrachtung bringen
keinen verständigen Menschen davon ab, sich gemeiner Lebensweise zu fügen. Vielmehr scheint mir umgekehrt, das jede ausgefallene und eigentümliche Aufführung
eher von Narrheit oder von ehrgeiziger Ziererei herrührt  als von wahrer Vernunft,
und daß der Weise zwar seine Seele aus dem in sich selber zurückzuziehen und
ihr die Freiheit  und Vollmacht des Urteils über die Dinge erhalten, äußerlichaber den eingebürgerten Formen sich fügen soll. Unsere Gedanken gehen die Gesellschaft,
das öffentliche Wesen nichts an; aber das übrige, unsere Handlungen, undsere
Arbeit, unsere Güter unsere Leben,  sollen wir ihnen Dienst stellen und gemeiner
Auffassung überantworten: so wie der gute und große Sokrates sich geweigert hat,
 durch Ungehorsam gegen die Obrigkeit, und eine höschst ungerechte  Obrigkeit,
sein Leben zu retten. Denn dies ist die Regel aller Regeln und das allgemeinste
Gesetz, daß ein jeder die Gesetze  des Ortes einhalte, an dem er ist.

 
Von der Unbestängkeit des Menschen


 

Ich traue den Menschen die beiständigkeit weniger leicht als alles andere zu,
und die unbeständigkeit weniger leicht als alle andere zu, und die
Unbeständigkeit leichter als alles andere. Unsere gewöhnliche Lebensart ist es,
je nach den Neigungen unsere Verlanges nach links, nach rechts bergauf und
bergab zu gehen, so ist der Wind der Gelegenheiten uns fortträgt; wor denken
daran, was wir wollen, erst in dem Augenblick, da wir es wollen, und ändern
uns wie jenes Tier,  das die Farbe des Ortes annimmt, an den man es bringt.
Was zu dieser Stunde uns vorgenommen, davon gehen wir bald wieder ab, und bald
kommen wir darauf zurück: es ist nichts als Wankelmut. wir gehen nicht, wir
werden fortgetragen wie die Dinge, die bald sacht, bald im heftigen Zuge
dahintreiben, je nach dem, ob das Wasser wild oder sanftmütig ist. Alle Tage
ein ein neuer Einfall, und so bewegen sich unsere Stimmungen, wie sich die Zeit
bewegt. Und wer sich recht aufmerksam prüft, findet in sich, und gerade auch in
seiner Urteilskraft, diesen Wankelmut und diese Ungleichheit. Ich kann von mir
selbst nichts Ganzes, nichts Festes anführen, nichts ohne Verrwirung und
Beimischung, nichts in einem Wort sagen. "Distinguo" ist das allegenwärtige
Glied meiner Logik. Daher muß man, um über einen Menschen zu urteilen, lange
und aufmerksam seiner Spur folgen. Es gehört sich nicht für einen gesetzten
Verstand, uns einfach nach unseren äußeren Handlungen zu beurteilen; man muß das
Innere ausloten und muß zusehn, von welchen Federn das schwanken erzeugt wir;
insofern aber dies ein gewagtes und bedeutendes Unternehmen ist, sollten nicht
viele sich darauf einlassen.

 

 

Haß auf die finsteren Tugend
Ich mag eine fröhliche  und gesellige
Weisheit und fliehe die rauhen und finsteren Sitten, wie mir
denn jede mürrische Miene verdächtigt ist. Die Tugend ist eine gefällige,
fröhliche Eigenschaft. Ich weiß wohl, daß die Freiheit meiner Schriften
einigen wenigen Leuten mißfallen wird, dennen die Freiheit ihrer eigenen
Gedanken noch mehr mißfallen müßte.
Ich hasse einen mürrischen, trüben Geist, der über  der über die Freuden
seines Lebens hinweggeht und an seinen Kümmernissen hängen bleibt:
  wie die Fliegen, die sich an einem schönen Körper festhalten können 
und sich an die unebenen, hökrigen Stellen halten und darauf ruhen;
und wie die Blutigel, die nur verdorbenes Blut einsaugen.
Ich habe es mir im übrigen zur Regel gemacht, alles das ohne  Scheu
 zu sagen, was ich ohne Scheu tue; und empfinde einen Widerwillen
gegen die Gedanken, die ich nicht offen aussprechen darf.
Meine schlechtesten Taten und Eigenschaften erscheinen mir nicht
so häßlich, wie ich es häßlich und niedrig finde, sie nicht bekennen zu dürfen.

 



Von der Liebe im Alter

Diejenigen haben wohl recht, welche sagen, der Körper
solle nicht seinen Begierden zum Schaden des Geistes folgen; warum
aber ist es nicht ebenso wahr, daß der Geist nicht zum Schaden des
Körpers den seinen folgen soll?
ich habe keine andere Leidenschaft, die mich in Atem hält, Was die Halbsucht,
der Ehrgeiz, der Zank, die Prozesse bei anderen tun, die wie ich zu keiner
Tätigkeit verpflichtet sind, würde die Liebegefälliger tun: sie ließe mich
wieder aufmerksam, nüchtern und freundlich werden und größere
Sorgfalt auf meine Person verwenden; sie bewahrte mein Aussehen
davor, durch die Verzerrungen des Alters so kläglich entstellt zu werden
sie gäbe mich den gesunden und verständigen Aufgaben wieder, durch die mir
höhere Achtung und größere Liebe erwürbe, sie bewahrte meinen Geist davor,
an sich und einen Kräften zu verzagen, und versöhnte ihn mit sich selber;
sie vertriebe mir tausend verdreßliche Gedanken, tausend schwermütige
Kümmernisse, mit denen die Muße uns in diesem Alter beschwert,
und sie erhitzte wenigstens in meinen Träumen das Blut wieder, das die Natur
im Stich läßt; sie gäbe dem Armen ein wenig Spannkraft zurück,
der seinem Zerfalle entgegeneilt.

 Die Autorin von dieser Seite bin ich selbst!




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